Osman Duque-Gomez, 51, von der Metall- und Elektroindustrie in die Molkerei
Von der Pulverbeschichtung zum Puddingpulver – so könnte man den Weg von Osman Duque-Gomez während der Coronazeit auf den Punkt bringen.
Der gebürtige Kubaner war bis Mitte März in Süddeutschland als Produktionsarbeiter in der Metall- und Elektroindustrie beschäftigt, wo er Metallteile reinigte und mit einer Konversionsschicht versah. Wegen der drastischen Auftragseinbrüche wurde er von diesem Kunden beim iGZ-Mitgliedsbetrieb merkur Zeitarbeit abgemeldet und Duque-Gomez ging in Kurzarbeit. Sein Personaldienstleister setzte aber alle Hebel in Bewegung und konnte ihm schließlich eine Beschäftigung in einer großen Molkerei anbieten.
Bloß nicht herumsitzen
„Ich wollte unbedingt arbeiten. Nur zuhause rumsitzen, das ist nichts für mich. Außerdem war ich froh, wieder ein normales Gehalt zu bekommen“, so der 51-Jährige. Von jetzt auf gleich änderte sich seine Arbeitsumgebung von Metallteilen zu Sahnepudding und anderen Milcherzeugnissen. Da in der Coronakrise Milchprodukte viel stärker nachgefragt waren und gefährdete Mitarbeiter nicht mehr zur Arbeit kommen durften, brauchte die Molkerei dringend Verstärkung. Obwohl sein Arbeitsweg länger ist, freut sich Duque-Gomez über den Job. „Ich werde hier noch solange bleiben, wie es nötig ist. Die Kollegen haben mich sehr gut eingearbeitet und sind alle sehr nett“, erzählt er. Angefangen hat er zunächst an der Abfüllmaschine für Joghurt, aktuell hilft er bei der Kommissionierung der Milchprodukte. „Ehrlich gesagt, freue ich mich aber auch schon wieder auf meine gewohnte Arbeitsumgebung und meine alten Kollegen. Weil wir uns schon lange kennen, ist die Atmosphäre etwas lockerer und mein Material ist eher Metall“, grinst er.
Hohe Motivation
„Für meine Beschäftigten muss ich eine Lanze brechen. Sie sind auch in der Krise sehr motiviert und machen einen verdammt guten Job“, betont der Geschäftsführer von Merkur Zeitarbeit, Gerhard Schafheitle. So zum Beispiel habe er während der bisherigen Pandemiezeit noch keine Krankmeldung bekommen. Der Unternehmer aus Friedrichshafen überlässt seit 18 Jahren Facharbeiter und Fachhelfer in den gewerblichen Bereich. „Ich stütze mich auf einen breiten mittelständischen Kundenstamm und habe im Laufe der Jahre ein enges Vertrauensverhältnis zu meinen Kunden aufgebaut. Weil vor allem die großen Unternehmen in wirtschaftliche Schieflagen geraten sind, kann ich dadurch einiges abfangen“, erläutert er. Die Coronakrise spüre er trotzdem deutlich, so Schafheitle – außer im Handwerk, dort laufe es nach wie vor gut. In seiner Region werde immer noch viel gebaut, deshalb sei es für ihn nicht schwierig, seine Maler und Elektriker pausenlos einzusetzen. „In der Region Bodensee und Oberschwaben brummt es regelrecht“, ergänzt er, „ich könnte viel mehr handwerkliche Facharbeiter einstellen, wenn es sie denn gäbe.“ Er bekomme aktuell aber aufgrund der steigenden Arbeitslosigkeit auch schon die eine oder andere Bewerbung, sogar aus weiter entfernten Orten.
Normaler Umgang mit Corona
Privat geht sein Mitarbeiter Duque-Gomez entspannt mit der Pandemie um. „Wenn ich nach Hause komme, trinke ich erstmal einen Espresso und stelle Salza-Musik an, meistens mache ich auch etwas Sport“, beschreibt er seine Freizeit, „ich halte mich an die Kontaktbeschränkungen und bin vorsichtig, deshalb habe ich keine Angst. Was mir wirklich zu schaffen gemacht hat war, dass ich in den letzten Wochen meine Freundin nicht sehen konnte.“ Die wohne nämlich in Österreich und die Grenzen hätten erst seit Anfang Juni wieder geöffnet, so der Metaller aus der Bodensee-Region. (JR)