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„Weil ich mich bewegen möchte.“

Manuel Lewinski, 34, vom HR-Manager zum Intensivpfleger

Randvoll waren in den letzten Wochen zum Glück nicht alle Kliniken. Die vorbereiteten Intensivbetten mit Beatmungsgeräten waren nicht ausgelastet und planbare Operationen wurden systematisch verschoben.

Der Bedarf an Pflegepersonal in Kliniken ist dennoch hoch, weil viele Arbeitskräfte coronabedingt nicht mehr arbeiten dürfen oder können. In der Kölner Klinik, die Kunde des iGZ-Mitgliedsbetriebs G.C.S. - Global Clinic Solutions GmbH ist, konnte ein Zeitarbeitnehmer, der gerade die 18 Monate Überlassungshöchstdauer erreicht hatte, nicht weiter eingesetzt werden. Kurzerhand sprang Manuel Lewinski, der eigentlich als interner HR-Manager bei G.C.S. arbeitet, ein. Für den examinierten Fachgesundheits- und Krankenpfleger für Intensiv- und Anästhesiepflege war das fachlich gesehen kein Problem. Lewinski hatte sich allerdings vor einigen Jahren bewusst für die Büroarbeit entschieden. Anfangs sei er zweigleisig gefahren und habe neben seiner Zeitarbeitstätigkeit als Pfleger projektweise in der Geschäftsstelle von G.C.S. gearbeitet. Nach einigen Weiterbildungen und einer Schwangerschaftsvertretung blieb er komplett im internen Bereich des Kölner Personaldienstleisters. Die Rahmenbedingungen im Büro lägen ihm mehr, sagt er. Hier ist er nun als HR-Manager vor allem für Aus- und Weiterbildung, Marketing und Social Media verantwortlich.
 

Hand in Hand

„Trotzdem war es für mich keine Frage, dass ich einspringe. Unser langjähriger Kunde brauchte dringend Ersatz. Wir arbeiten mit unseren Kunden Hand in Hand, da habe ich gerne die Seiten gewechselt“, erläutert Lewinski. Wenn auch mit einem mulmigen Gefühl, sagt er, weil er gewusst habe, dass die Schutzausrüstungen für Krankenhauspersonal knapp waren. „Als Intensivpfleger ist man es gewohnt, auch mit hochinfektiösen Patienten umzugehen. Als uns die Schutzkleidung zwischendurch ausging, habe ich mich quasi freiwillig in private Quarantäne begeben. Ich bin von der Arbeit direkt wieder nach Hause gegangen und habe jegliche Kontakte gemieden“, erzählt der 34-Jährige, „schließlich wurde ich ja dringend gebraucht.“
Sei die Klinik bis Mitte Mai angenehm belegt gewesen, habe sie sich seitdem schlagartig gefüllt, so Lewinski. „Die Menschen sind einerseits mutiger geworden und trauen sich wieder ins Krankenhaus. Andererseits hat die Klinik Patienten mit planbaren Operationen angerufen und Termine angeboten. Das Krankenhaus stößt jetzt erst recht an seine personellen Grenzen, ohne Zeitarbeit liefe es hier nicht“, gibt der Fachkrankenpfleger zu bedenken. „Eine traurige Konsequenz der Pandemie ist, dass Patienten mit schweren Erkrankungen aus Ansteckungsangst in den letzten Wochen nicht zu uns gekommen sind. Das hat bei manchen dazu geführt, dass sie jetzt eine schlechtere Prognose haben“, erklärt er.
 

Zwei Jobs

Lewinski nimmt es in der Coronakrise in Kauf, zwei Jobs zu machen. Er arbeitet in Vollzeit im Krankenhaus und an vier Tagen im Monat auch noch für seinen Personaldienstleister, damit seine HR-Arbeit nicht komplett liegen bleibt. Nach einer dreimonatigen Unterbrechung darf der Kollege mit der Überlassungshöchstdauer aber wieder an seinen Arbeitsplatz zurückkehren. Dann endet für Manuel Lewinski die Arbeit im Krankenhaus und er kann sich wieder zu hundert Prozent seiner Personalarbeit widmen. „Ich sehe mich nicht dauerhaft am Krankenbett“, sagt er, „ich brauche zwar Leute um mich herum, aber lieber helfe ich Ihnen dabei, beruflich etwas aus ihrem Leben zu machen.“
 

Flexible Mitarbeiterschaft

Sein Chef, Walter Schäfer, ist froh, dass seine Mitarbeitenden so flexibel sind: „Zu Beginn der Krise wurden elektive, also planbare, OPs abgesagt. Wir haben daraufhin unsere medizinischen Mitarbeiter gefragt, was sie noch können außer OPs“, berichtet er, „und ich habe eine erstaunliche Liste bekommen.“ Seine Leute seien maximal flexibel, betont Schäfer, und die Kliniken seien davon begeistert gewesen. „Zurzeit komme ich mir vor wie ein Trüffelschwein, weil ich täglich versuche, herauszufinden, wo neue Bedarf sein könnten. So langsam geht es seit Beginn der Krise wieder aufwärts“, fasst der Geschäftsführer zusammen. (JR)

 

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