Manuel Beate, 33, vom Automobilzulieferer zu den Abfallwirtschaftsbetrieben
Corona bietet ganz neue Gelegenheiten. Bis Mitte März arbeitete Manuel Beate als Maschinenführer bei einem Automobilzulieferer.
Er bediente die Kunststoffpresse für die Produktion von Autoteilen, bewachte die reibungslosen Abläufe und behob, wenn nötig, Störungen. Das alles in einer großen Fabrikhalle mit eng getakteten Arbeitsabläufen. Jetzt ist er ausschließlich an der frischen Luft und hat viel Kontakt zu Menschen. Letzteres würde man bei der Arbeit als Müllwerker bei einem Versorgungsdienstleister eher nicht erwarten. Sicher hängt das auch mit seinem Naturell zusammen. „Wir haben bei diesem Einsatz ganz neue Seiten an unserem Mitarbeiter entdeckt“, schwärmt seine Disponentin beim iGZ-Mitgliedsunternehmen RIW Personalservice, „der direkte Kontakt zum Endverbraucher macht ihm richtig Spaß.“ Das ergänzt Manuel Beate: „Ich würde am liebsten hier bleiben“, sagt er, „klar, ich habe eigentlich etwas anderes gelernt, aber dieser Job ist so abwechslungsreich und ich habe keinen Schichtdienst“, erläutert der 33-Jährige.
Positiv denken
„Nicht wie das Kaninchen vor der Schlange sitzen, sondern positiv denken und rausgehen“, lautet der Tipp von André Krüger, Geschäftsführer der RIW Personalservice GmbH, in diesen Zeiten. „Eine Krise bietet immer auch Chancen: Der eine meldet ab, der andere braucht Personal“, erläutert der Vollblut-Vertriebler. „Man kann Zeiten, in denen es nicht so gut läuft, dazu nutzen, nach neuen Kunden zu recherchieren, Informationen zu sammeln und vielleicht auch neue Geschäftsmodelle in den Blick zu nehmen.“ Der Personaldienstleister überlässt in erster Linie Fachkräfte in den Bereichen Maschinenbau, Automobilindustrie, Lebensmittelproduktion sowie für die Revision in Kraftwerken. „Wir haben in der Zeitarbeit einfach extrem fähige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die flexibel sind und sehr viel Erfahrung haben. Da fällt es aktuell natürlich leichter, Beschäftigungsalternativen zu finden“, hebt er die Qualität der Branche hervor, „und unsere Zeitarbeitskräfte sind hochmotiviert, auch in fachfremden Jobs zu arbeiten.“
Wechsel bringt Vorteile
Manuel Beate ist jetzt zudem an seinem Wohnort beschäftigt, hat also keinen Anfahrtsweg mehr. Auch für seine Familie und Freunde stellte der Wechsel kein Problem dar. Ganz im Gegenteil sahen sie genauso wie er sofort den Vorteil, trotz der Krise Geld zu verdienen. Auf seinen Branchenzuschlag in der Automobilzuliefererindustrie muss der Maschinenführer zwar verzichten, „aber es fühlt sich besser an für den Lohn zu arbeiten als Kurzarbeitergeld zu bekommen“, betont er. Auch wenn die Arbeit ein Knochenjob ist und er den Deckel der stinkenden Tonnen meistens lieber zulässt bis der Inhalt im Wagen ist, ist er begeistert: „Manchmal ergeben sich kurze Wartezeiten, weil der Wagen zum Beispiel rückwärts aus einer Sackgasse fahren muss. Wenn möglich, unterhalte ich mich dann mit Leuten, die auf der Straße sind.“
Eine menschliche Seite
Während er vor kurzem auf einer Bank wartete, habe er einem alten Herrn geholfen, der seine Tochter anrufen wollte, aber mit seinem Handy nicht zurechtkam. „Der Mann tat mir leid und weil es mit seinem Handy nicht geklappt hat, habe ich mit meinem eigenen per Videotelefonie seine Tochter angerufen. Das war zwar nur kurz, aber sie können sich bestimmt vorstellen, wie happy er war“, erzählt Beate. Er möge die freundliche Atmosphäre bei der Arbeit und auch die vertraute Umgebung, in der er häufig Bekannte treffe. Vom Müllfahrzeug faszinierte Kinder, mit denen er ab und zu ein Späßchen mache, und eine Tafel Schokolade am Gartentor seien außerdem keine Seltenheit, freut sich Beate. „Ich persönlich bekomme dadurch bei meiner Arbeit viel Wertschätzung“, sagt er, „aber ich finde, man müsste mehr über die normalen Helfer in der Krise berichten. Politiker und Ärzte stehen aktuell immer im Rampenlicht, aber ohne Supermarktmitarbeiter oder Postboten würde nichts laufen. Und ohne die Müllabfuhr würde es auf den Straßen schlimm aussehen.“ (JR)